Advent 2004

 

    Als die erste Kerze brennt,
    Mutter in die Küche rennt,
    backt noch eifrig an den Stollen,
    die verwöhnte Kinder wollen.

    Süße Plätzchen sticht sie aus,
    zimten duftet es im Haus,
    Zuckerguss und Haselnüsse
    wandelt sie in Himmelsküsse.

    Lange Listen schreibt sie auf,
    vor dem ersten Weihnachtskauf,
    heimlich - nur im Schein der Flammen -
    viel hat sie noch nicht zusammen.

    Kerzen flackern jetzt schon zwei,
    viel zu schnell gehen vorbei
    diese ganz besond'ren Wochen,
    was soll sie zum Fest nur kochen?

    Eine Gans - saftig gespickt,
    - beinah wär' sie eingenickt -,
    oder lieber einen Braten -
    eingestäubt mit Aromaten.

    Noch 12 Tage Hetzerei,
    denn entzündet sind schon drei,
    rackern ohne Atempause,
    bunt geschmückt wird das Zuhause.

    Die Pakete schnell zur Post.
    Schnee soll kommen aus Nordost.
    Manchem kauft sie noch Geschenke,
    zeigt, dass gern sie an ihn denke!

    Alle Kerzen an dem Kranz
    leuchten nun mit hellem Glanz.
    Manches hat sie schon gerichtet,
    nur die Vers' noch nicht gedichtet,

    für den frommen Weihnachtsspruch.
    Was strömt da für ein Geruch
    aus der Küche in die Nase?
    Angebrannt ist ihr der Hase,

    den sie wollt als Festtagsschmaus
    braten schon etwas voraus,
    dass am allerletzten Tage
    ihr erspart bleibt diese Plage,

in die Küche oft zu sehen,
um den Braten umzudrehen,
dabei schmücken ganz alleine,
in dem Adventskerzenscheine,

ihren Weihnachtsbaum geschwind,
wobei weder Mann noch Kind,
helfend ihr zur Hand mal gehen,
nur altklug daneben stehen,

meinen, dass er letztes Jahr,
schöner noch geschmücket war,
reichlicher bestückt mit Kerzen
und auch süßen Zuckerherzen.

Durch dies Küchen-Ungeschick,
macht es endlich bei ihr klick!
Muss das alles denn so laufen?
Hetzen, backen, schmücken, kaufen?

Ist das denn der wahre Sinn,
dass am End' ich fertig bin?
Lasst es uns doch anders leben,
Harmonie und Wärme geben,

lauschen der Weihnachtsgeschicht',
bei dem Kerzenflackerlicht,
nicht das Portemonnaie verrenken,
sondern Zeit und Liebe schenken.

Nicht dem Größten nachzustreben,
uns dabei stets zu verheben,
lieber die Details entdecken,
die sich viel zu leicht verstecken.

Basteln wie zur Kinderzeit,
suchen nach Glückseligkeit,
wieder musizier'n und singen,
Nähe uns entgegenbringen.

Plätzchen backen nie allein,
alle soll'n dabei stets sein.
Ãœberraschungen bereiten,
neue, alte Weg' beschreiten.

Wenn Besinnlichkeit einkehrt,
sich die Herzlichkeit vermehrt,
werden wir uns all das geben,
was man wirklich braucht zum Leben.

     

© Seele, Advent 2004

     

 

 

 

 

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